Auf diesen Seiten finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zum LIFE-Projekt „Grünland für Wiesenvögel“. Sie sind nach den wichtigen Projektbestandteilen sortiert:
- Allgemeine Fragen zum Projekt
- Fragen zum Projektgebiet am Niederrhein
- Fragen zum Thema Wiesenvögel
- Fragen zum Themenfeld Naturschutz und Landwirtschaft
- Fragen zu den Maßnahmen
Allgemeine Fragen zum Projekt
Was ist LIFE?
LIFE+ Natur ist der Fördertopf der Europäischen Union zur finanziellen Unterstützung des Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000. Damit werden europaweit Projekte unterstützt, die sich der Lebensraumentwicklung und der Verbesserung des Erhaltungszustands von Wert gebenden Arten widmen. LIFE ist eine französische Abkürzung und steht für L’Instrument Financier pour l’Environnement.
Wer führt das LIFE-Projekt aus?
Die NABU-Naturschutzstation Niederrhein e.V. ist Projektträger und führt die meisten Aufgaben im Projekt verantwortlich aus. Die Stiftung für Natur und Heimat in de Gelderse Poort ist als Projektpartner für Landankauf verantwortlich.
Wie lange läuft das LIFE-Projekt zur Grünlandentwicklung für Wiesenvögel?
Das Projekt ist am 1. September 2012 gestartet. Es sollte am 31. März 2021 enden und wurde inzwischen bis 2025 verlängert, weil nicht alle Projektmaßnahmen im geplanten Zeitraum umgesetzt werden konnten.
Wie wird das LIFE-Projekt gefördert?
Die Hälfte der Fördersumme kommt von der Europäischen Union aus dem LIFE-Fördertopf (s. weitere FAQ). Das NRW-Umweltministerium (MULNV) gibt knapp die andere Hälfte dazu. Dazu geben der Projektträger NABU-Naturschutzstation Niederrhein e.V. und der Projektpartner, die Stiftung für Natur und Heimat in de Gelderse Poort, jeweils einen finanziellen Eigenanteil.
Was ist das Projektziel?
Mit dem Projekt sollen die wichtigsten Wiesenvogelarten, die im Projektgebiet brüten, rasten oder überwintern, besser geschützt werden. Es handelt sich dabei um Arten wie Uferschnepfe, Rotschenkel, Großer Brachvogel, aber auch Schwarzkehlchen, Wiesenpieper, Goldregenpfeifer, Kiebitz und Star werden von dem Projekt profitieren. Weil die Lebensräume ökologisch verbessert werden sollen, wird es durch das Projekt auch mehr Insekten und blütenreiche Wiesen und Weiden geben.
Wer ist Projektpartner?
Die Stiftung für Natur und Heimat in de Gelderse Poort ist als Projektpartner in die Ausführung des Projektes mit eingebunden und mit einem Eigenanteil am Projektbudget beteiligt. Die als gemeinnützig anerkannte Stiftung wurde im Jahr 2011 von der NABU-Naturschutzstation Niederrhein gegründet und verwaltet deren Grundbesitz und andere Vermögenswerte. Im Rahmen des Projektes ist die Stiftung für den „Erwerb von Landeigentum für Naturschutzmaßnahmen im Projektgebiet“ zuständig. Dieses entspricht dem Stiftungsziel „durch Grunderwerb einen Beitrag zum langfristigen Erhalt der landschaftlichen Besonderheiten“ in der Region de Gelderse Poort zu leisten. Alle im Rahmen des Projektes erworbenen Flächen erhalten Grundbucheinträge mit verbindlicher, unbefristeter Zweckbestimmung. Wie alle als gemeinnützig anerkannten Stiftungen verfolgt sie Ziele, die dem Gemeinwohl dienen, und unterliegt der Kontrolle durch die Stiftungsaufsicht.
Wer profitiert von den Fördermitteln?
Mit dem Projekt werden europäische Fördermittel und Naturschutzmittel des Landes in den Kreis Kleve und vor allem nach Kleve/Kranenburg geholt. Der überwiegende Teil der Projektmittel wird in der Region verausgabt, beispielsweise durch Aufträge an lokale Unternehmen. Das Projekt stärkt somit die lokale Wirtschaft und sichert Arbeitsplätze in der Region.
Fragen zum Projektgebiet am Niederrhein
Was ist das Projektgebiet von „Grünland für Wiesenvögel“?
Projektgebiet ist das EU-Vogelschutzgebiet „Unterer Niederrhein“ als Teil des Netzwerkes Natura 2000. Das Vogelschutzgebiet erstreckt sich von Duisburg bis zur Landesgrenze mit den Niederlanden bei Kranenburg, Kleve bzw. Emmerich und ist insgesamt 25.809 Hektar groß.
Für welche Vogelarten wurde das Vogelschutzgebiet ausgewiesen?
Das Vogelschutzgebiet „Unterer Niederrhein“ wurde 1983 als eines der ersten in ganz Deutschland im Wesentlichen zum Schutz der folgenden Grünland-Arten ausgewiesen, die alle auch Zielarten des Projekts sind:
Das sind die Brutvögel: Weißstorch, Uferschnepfe, Rotschenkel, Großer Brachvogel, Kiebitz, Wachtelkönig, Wiesenpieper, Feldlerche, Wiesenschafstelze und Schwarzkehlchen
Und die Rastvögel: Zwerg- und Singschwan, Bläss-, Saat-, und Weißwangengans, Silberreiher, Kampfläufer und Goldregenpfeifer
(weitere Details s. FAQs zu Wiesenvögeln)
Was hat das LIFE-Projekt mit dem Maßnahmenkonzept zum EU-Vogelschutzgebiet zu tun?
Das Maßnahmenkonzept für das EU-Vogelschutzgebiet „Unterer Niederrhein“ wurde im Frühjahr 2011 vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) vorgelegt. Darin sind viele der Maßnahmen und die Schwerpunkträume für deren Umsetzung beschrieben, die in diesem LIFE-Projekt eingeplant sind. Das LIFE-Projekt dient also der Umsetzung wesentlicher
Maßnahmen aus dem genannten Konzept.
Fragen zum Thema Wiesenvögel
Was sind Wiesenvögel?
Wiesenvögel sind Arten, die Wiesen und Weiden als Lebensraum nutzen. Das kann zur Nahrungssuche, zur Brut oder auch als Ruhe-, Rast-, Schlafplatz oder als Mausergebiet sein. Dabei ist es nicht wichtig, ob das Grünland zur Beweidung mit Tieren oder durch Mahd als Wiese genutzt wird. Der Begriff Wiesenvögel schließt beides mit ein und meint also eigentlich „Grünlandvögel“.
Was benötigen Wiesenvögel im Brutgebiet?
Wiesenvögel brauchen im Frühjahr nasse Wiesen oder Weiden. In den feuchten und weichen Böden finden sie Nahrung, die Rotschenkel, Bekassine, Brachvogel und Uferschnepfe mit dem Schnabel im Substrat ertasten. Wo Wiesenvögel brüten, darf erst ab Mitte Juni gemäht werden. In der Zwischenzeit können die Vögel auf dem Boden brüten und ihre Jungen großziehen. Weil sich die Küken von Insekten ernähren, die sie z.B. von der Vegetation picken, sind blütenreiche Pflanzen wichtig, denn sie ziehen viele Insekten an.
Je nasser eine Wiese im Frühjahr ist, desto langsamer entwickeln sich die Gräser. Das ist gut für die Pflanzenvielfalt und die Wiesenvögel, insbesondere für die Küken. Zwischen lückig und niedrig stehenden Gräsern und Kräutern finden sie Nahrung, Schutz und Deckung. Auch bei nasskalter Witterung oder starkem Morgentau können die Küken noch gut zwischen den Pflanzen hindurchschlüpfen ohne zu nass zu werden. Denn dann kühlen sie schnell aus und müssen vom Altvogel immer wieder gewärmt werden. Die Zeit fehlt dann für die Nahrungssuche und die Küken können nicht wachsen.
Wie haben sich die Vogelbestände in den letzten 20 Jahren entwickelt?
Wiesenvögel sind die Sorgenkinder des Vogelschutzes. Auch im Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein haben die meisten Arten, die auf nassen und feuchten Wiesen brüten, stark abgenommen. Besonders dramatisch betroffen sind die Uferschnepfe und der Kiebitz. Der Bestand der Uferschnepfe fiel zwischen 1980 bis 2010 von 300 auf 100 Brutpaare ab. Die Bekassine ist als Brutvogl bereits verloren gegangen.
Insgesamt zeigen 40 Prozent der Brutvogelarten eine abnehmende Tendenz seit der Ausweisung des Vogelschutzgebietes 1983 Es gibt aber auch positive Nachrichten aus der Vogelwelt des Niederrheins: Der Große Brachvogel, der Weißstorch oder das Blau- und Schwarzkehlchen haben eine positive Bestandsentwicklung. Hoffnung gibt auch, dass in der Hetter, wo Naturschutzmaßnahmen mit Hilfe des Landes NRW, der Nordrhein-Westfalen-Stiftung und seit 2009 auch mit LIFE+ Förderung umgesetzt werden, viele Arten positiv reagieren. So konnte sich dort der Bestand von Uferschnepfe, Rotschenkel und Kiebitz positiv oder zumindest stabil entwickeln, und der Große Brachvogel weiter ausbreiten. Arten wie Wiesenpieper, Feldlerche, Schwarzkehlchen und Wiesenschafstelze sind in den extensiv bewirtschafteten Feuchtwiesen in der Hetter keine Seltenheiten mehr. Das ist ein schöner Erfolg für den Naturschutz im Grünland am Niederrhein.
Warum ist gerade der Niederrhein so wichtig für den Wiesenvogelschutz?
Hier am Unteren Niederrhein gibt es landesweit, national und sogar international bedeutsame Vorkommen von z.B. der Uferschnepfe. Diese Art hat beispielsweise in der Hetter ihr landesweit größtes Brutvorkommen. Zum anderen überwintern tausende von Wildgänsen, die in den benachbarten Niederlanden durch die Jagd gefährdet sind und hier Ruhe- und Rückzugsraum gefunden haben.
Warum nehmen so viele Wiesenvogelarten ab?
Die Hauptgründe sind:
- Austrocknung der Landschaft
- Landbewirtschaftung während der Brutphase, z.B. frühere und häufigere Mahd sowie zu wenig oder zu intensive Beweidung
- Lebensraumverlust, z.B. durch Abgrabungen, Infrastruktur oder Bebauung
- Beeinträchtigungen z.B. durch Störungen aufgrund von Freizeitnutzung wie Camping, Wassersport, Flugverkehr oder Jagd
- Natürliche Beeinträchtigungen wie ungünstige Witterung (Dürre/Starkregenereignisse) oder hohe Verluste durch Beutegreifer
Aufgrund des Wandels der Bewirtschaftung in der Landwirtschaft hat sich das Grünland als Lebensraum verändert. So wurden und werden viele Flächen mit Gräben und Drainagen entwässert, blütenreiche Krautpflanzen bekämpft, Flächen mit Gülle aufgedüngt und zu Ackerflächen für den Maisanbau umgebrochen. Die fortwährende Sohleintiefung des Rheins wirkt zudem in der Rheinaue entwässernd. All das führt zu einer Abnahme der Artenvielfalt. Viele Wiesenvögel finden deshalb zu wenig Nahrung und schlechte Brutmöglichkeiten, was sich auf die Überlebenswahrscheinlichkeit auswirkt. Als Folge gehen die Bestände der Wiesenvögel seit Jahrzehnten immer weiter zurück.
Was ist Prädation?
Fressen und gefressen werden
Wiesenvögel haben natürliche Feinde, die man in der Fachsprache Prädatoren nennt (lat. praedatio „Raub“; auch Räuber). Zu ihnen zählen Fuchs, Marderartige oder verschiedene Greifvögel. Diese gehen auf Beutezug, um sich ihre Nahrung zu fangen und so ihr Überleben zu sichern.
Prädation ist ein natürlicher Faktor in Ökosystemen, welcher in der Regel Arten nicht gefährdet. Dabei stellen nicht nur die Eier im Nest eine Delikatesse dar, sondern auch die Jungvögel und Küken, die vor den Prädatoren nicht schnell genug flüchten und wegfliegen können und daher leicht zur Beute werden.Ein anhaltender Landschafts- und Lebensraumverlust verändert das Verhältnis zwischen Räuber und Beute wesentlich und kann dadurch zu einer ernsten Bestandsgefährdung werden, wenn Prädationsverluste nicht mehr durch ausreichenden Nachwuchs ausgeglichen werden können.
Die Zusammensetzung der Anteile einzelner Prädatoren ist dabei sehr verschieden und variiert je nach Region. Bei uns ist der Fuchs der Topprädator und hat den größten Anteil an natürlichen Gelegeverlusten, wie unsere Arbeit mit Fotofallen zeigt. Greifvögel sind dagegen so gut wie nie für Gelegeverluste verantwortlich. Rabenkrähen haben zwar leider häufig einen schlechten Ruf – tatsächlich erbeuten sie jedoch nur selten Eier, zumeist verlassene Gelege.
Die Wechselwirkungen zwischen Räuber und Beute schwanken normalerweise jährlich, halten sich langfristig unter natürlichen Bedingungen aber auf einem ausgeglichenen Niveau. Leider ist dieses Kräfteverhältnis in vielen Gebieten in den letzten drei Jahrzehnten so nicht mehr in Kraft. Durch die Entwässerung von Feuchtwiesen nehmen Kleinsäuger wie Mäuse anhaltend stark zu und nachfolgend die Bestände von Beutegreifern. Auch haben sich die Lebensbedingungen von Füchsen seit den 1980er Jahren deutlich gebessert. Grund hierfür ist u.a. die Impfung und Ausrottung von Tollwut bei Füchsen in Deutschland und den benachbarten Niederlanden. Für bodenbrütende Vogelarten kann dies lokal zu einem großen Problem werden.
Wie hoch ist der Prädationsdruck in der Düffel?
Um genauere Aussagen über den Einfluss von Prädation auf den Bruterfolg treffen zu können, sind Untersuchungsmethoden wie das Aufstellen von Wildkameras an Nestern erforderlich. Seit 2014 werden daher jedes Jahr an etlichen an Wiesenvogelgelegen Infrarot-Kameras aufgestellt. Nach derzeitigem Wissenstand hat demnach der Fuchs den größten Anteil unter den Prädatoren. Insbesondere Nester werden ausgeräumt und somit eine erfolgreiche Brut verhindert. Die Untersuchungen sollen in den kommenden Jahren fortgeführt werden.
Der Bestand des Kiebitzes hat in den letzten 25 Jahren stark abgenommen, ist aber in den letzten Jahren in der Düffel noch als stabil einzustufen. Kein Grund zur Sorge also? Leider doch, denn die Kiebitze finden heute nur noch wenige geeignete Brutflächen in der Düffel, auf denen sie kolonieartig ihre Nester anlegen können. Der zusätzliche Prädationsdruck erschwert eine erfolgreiche Brut vieler Paare. Durch den langfristig geringen Schlupf- und Ausflugerfolg überaltert der Bestand und wird aufgrund des fehlendes Nachwuchses irgendwann stärker zusammenbrechen, sollten sich die Bedingungen für die Art nicht deutlich bessern. Insbesondere beim Kiebitz haben sich Prädatorenschutzzäune, die wir seit 2016 einsetzen, als sehr erfolgreich erwiesen.
Was also kann man gegen Gelegeverluste durch Fuchs und Co. tun? Das lesen Sie im Themenfeld "Fragen zu den Maßnahmen"
Welche Auswirkung hat eine extensive Bewirtschaftung für Wiesenvögel?
Mit extensiver Bewirtschaftung wird Artenvielfalt gefördert: Das bedeutet mehr Grasarten, mehr Krautpflanzen, mehr Blüten in der Fläche. Das führt zu mehr Insekten, Spinnen und anderen wirbellosen Tierarten. Von diesen wiederum hängen viele Vogelarten mit ihrer Ernährung ab. Insbesondere die noch nicht flugfähigen Küken von Wiesenvögeln brauchen in unmittelbarer Nähe ihres Nestortes solch ein Nahrungsangebot.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Häufigkeit der Bewirtschaftung. Oft werden die Nester auf Intensivgrünland durch spätes Walzen oder eine frühe Mahd zerstört. Bei extensiver Bewirtschaftung sorgt eine Bewirtschaftungsruhe, witterungsabhängig etwa zwischen Mitte März und Mitte Juni, dafür, dass Gelege ausgebrütet und die Jungvögel ungestört aufwachsen und flügge werden können. Überall wo im Vogelschutzgebiet Wiesenvögel brüten, muss eine solche Bewirtschaftung gefördert werden, denn sie trägt wesentlich zur Arterhaltung vieler Wiesenvögel bei.
Was versteht man unter extensiver Bewirtschaftung?
Ziel ist der schonende Umgang von abiotischen und biotischen Ressourcen, das heißt: Wasser, Boden und Luft als unbelebte Natur (abiotisch) sowie Tiere, Pflanzen und Pilze (biotisch) sollen geschützt werden. Das beinhaltet in der Praxis zum Beispiel den Verzicht auf Mineraldünger und Gülle, was den Boden, das Grundwasser und die Luft vor schädlichen Einträgen schützt. Tiere und Pflanzen können sich bei weniger Dünger artenreicher entwickeln, weil nicht nur schnellwüchsige Gräser gefördert werden, die ansonsten viele andere z.B. blütenreiche Krautpflanzen überwachsen und unterdrücken.
Für Wiesenvögel ist es wichtig, dass es zur Brutzeit eine Bewirtschaftungsruhe gibt, so dass Nester nicht durch Schleppen und Walzen zerstört werden oder bei einer Mahd die Küken nicht in die Mähmesser geraten.
Weitere Aspekte extensiver Bewirtschaftung für den Wiesenvogelschutz sind hohe Wasserstände im Frühjahr, der Verzicht auf Spritzmittel, der Verzicht auf vorsorgliche Medikamente bei Weidetieren, da sonst auch der Kot auf der Fläche für Insekten nahezu wertlos ist.
Extensive Bewirtschaftung von Ackerflächen ist auch ein wichtiges Thema und von großer Bedeutung für die Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft. Für dieses Projekt steht aber das Grünland im Vordergrund, so dass wir diesen Aspekt hier nicht weiter vertiefen.
Welche Vogelarten profitieren von der Verbesserung der Wasserverhältnisse?
Besonders den typischen Wiesenvogelarten wird man mit diesem Projekt helfen können. Aufgrund der verbesserten Wasserverhältnisse werden die sogenannten Limikolen (das sind langbeinige Watvögel) bessere Nahrungsmöglichkeiten vorfinden. Viele Brutvögel profitieren von den Maßnahmen, wie zum Beispiel der Anlage von flachen Senken oder schlammigen Gewässerrändern. Dorthin führen beispielsweise Kiebitze gerne ihre Küken, weil sie dort besonders gut Nahrung finden können. Die sich überwiegend von Wirbellosen ernährenden Arten Uferschnepfe, Rotschenkel, Großer Brachvogel, Bekassine, Kiebitz, Wachtelkönig, Wiesenpieper, Feldlerche, aber auch Wiesenschafstelze und Schwarzkehlchen werden von diesem Schutzprojekt profitieren.
Eine wichtige begünstigte Artengruppe stellen die kleinen Entenarten dar. Die selten gewordenen Knäk- und die Löffelenten könnten wieder als Brutvögel auftreten. Die Krickente würde vor allem als Rastvogel profitieren.
Unter den Rastvögeln sind vor allem Zwerg- und Singschwan, Bläss-, Saat-, und Weißwangengans, Silberreiher, Kampfläufer und Goldregenpfeifer hervorzuheben. Diese Arten brauchen in den Zugzeiten oder während der Wintermonate nahrungsreiche und ruhige Flächen, auf denen sie störungsfrei fressen und ruhen können.
Werden Erfolgskontrollen durchgeführt? Wie geht das?
Zwischen Oktober und März werden wöchentlich auf einer festgelegten Route im Projektgebiet Rastvögel erfasst. Dieses intensive Monitoring dient dazu, einen Bestandsüberblick über die rastenden Vogelarten zu erhalten und über die Jahre zu erfahren, welche Arten zu- oder abnehmen. Gegebenenfalls werden auf Basis dieser Daten Schutzmaßnahmen vorgeschlagen und im Idealfall zeitnah umgesetzt.
Schon wenn sich die Überwinterer auf den Weg in ihre nordische Heimat machen, beginnt bereits die Brutvogelerfassung. Ab Mitte März werden mit der Methodik der „Revierkartierung“ die Territorien von Brutvögeln erfasst. Dabei macht man sich das Verhalten der Vögel zu Nutze, denn viele Arten zeigen ihre Reviere durch auffällige Balzflüge, Gesang oder außergewöhnliches Verhalten wie Revierkämpfe oder Warnrufe an.
Zusätzlich werden z.B. Uferschnepfennester gesucht, um den Schlupferfolg aus den Nestern festzustellen. Die Erfahrung anderer Projekte zum Wiesenvogelschutz zeigt, dass der Verlust von Gelegen in vielen Gebieten sehr hoch sein kann. Das ist besonders dann der Fall, wenn der Bestand an Wiesenvögeln schon sehr niedrig ist. Wiesenvögel brüten nämlich gerne in lockeren Gruppen zusammen. Dann können sie Feinde gemeinsam angreifen und ihren Nachwuchs verteidigen. Einzeln brütenden Kiebitzen oder Uferschnepfen gelingt weniger gut.
Warum brüten Wiesenvögel auch auf Ackerflächen?
Viele Wiesenvögel werden weit über 10 Jahre alt und halten an Brutplätzen, vor allem wenn sie dort bereits erfolgreich gebrütet haben, über Jahre fest. Dann trotzen sie dort auch einer Umwandlung von Grünland in Acker. Langfristig werden solche Brutorte aber aufgrund der hohen Verluste an Gelegen und wegen Mangels an Nahrung nicht erfolgreich bleiben – es sei denn der Acker kann wieder in Feuchtgrünland umgewandelt werden.
Fragen zum Themenfeld Naturschutz und Landwirtschaft
Werden der Landwirtschaft mit dem Flächenkauf für den Naturschutz Flächen entzogen?
Nein, die Flächen werden weiterhin an Landwirte verpachtet. Die Verpachtung ist allerdings mit Bewirtschaftungsauflagen verknüpft.
Wenn Flächen für den Naturschutz gekauft werden, wo sollen die Landwirte dann mit der Gülle hin?
Es ist richtig, dass auf den Naturschutzflächen keine Gülle ausgebracht werden soll. Auf vielen Flächen soll aber möglichst mit Beweidung gearbeitet werden. Das reduziert die anfallende Güllemenge.
Wie wirkt sich die langjährig extensive Bewirtschaftung auf den Landesflächen in der Düffel aus?
Die Biodiversität an Pflanzen- und in der Folge auch Tierarten erhöht sich auf den langjährig extensiv bewirtschafteten Flächen nachweislich.
Bevorzugen Wiesenvögel produktive, intensiv bewirtschaftete Flächen?
Nein. Im bedeutenden Feuchtwiesenschutzgebiet Hetter siedeln sich z.B. Uferschnepfen in hoher Dichte auf langjährig extensivierten Flächen, die gleichzeitig hohe Grundwasserstände aufweisen. Dass Uferschnepfen sich in der Düffel in den letzten Jahren auf intensiv genutzten Flächen angesiedelt haben, liegt daran, dass diese tief liegenden Flächen noch länger nass sind. Die Wiesenbrüter kommen dort also nicht vor weil, sondern obwohl sie „normal“ bewirtschaftet
werden.
Warum reichen die Angebote des Vertragsnaturschutzes nicht aus?
Vertragsnaturschutzes (VNS) bedeutet, dass ein Landwirt mit dem Staat (Land oder Landkreis) einen zeitlich befristeten Vertrag über Naturschutzmaßnahmen abschließt. Die Laufzeit geht meist über fünf Jahre und er umfasst meist Leistungen wie den Verzicht auf Düngung und chemische Spritzmittel sowie eine späte Mahd. Das wird dann mit einem bestimmten Entschädigungsbetrag vergolten.
Aber Vertragsnaturschutz greift aus folgenden Gründen nicht beim Schutz von Wiesenvögeln:
a) keine Langfristigkeit: Erfolge, wie die Ansiedlung von ersten Wiesenblumen, wie Wiesenschaumkraut, Kuckuckslichtnelke oder Margerite brauchen Zeit. Fünf, zehn oder je nach vorheriger Aufdüngung und Nährstoffsättigung bis zu 20 Jahre. Beendet der Landwirt den Vertrag sind die gesamten Investitionen der Vorjahre weg.
b) kein nachhaltiger Wiesenvogelschutz: Auch Flächen, auf denen sich Wiesenvögel angesiedelt haben, können nach Ablauf der Vertragslaufzeit wieder intensiv bewirtschaftet werden. Alle positiven Entwicklungen werden dadurch wieder rückgängig gemacht und die Wiesenvögel können die Flächen nicht mehr nutzen.
c) Auswahl der VNS-Flächen: Ein Landwirt schlägt die Fläche für VNS vor und erhält darauf in der Regel die Förderung für weniger intensive Bewirtschaftung. Das Problem dabei: Die Auswahl erfolgt nicht nach Kriterien des Wiesenvogelvorkommens oder –bedarfs, sondern nach den Interessen des Landwirts. So sind viele VNS-Verträge für Wiesenvögel vollkommen unwirksam, da sie an den falschen Stellen liegen.
d) keine Verschlechterung des Wasserhaushalts: Für Feuchtwiesenvögel sind Feuchtwiesen wichtig. Die seit Jahrzehnten zunehmend austrocknenden Flächen bedürfen einer Verbesserung des Wasserhaushalts. Im Rahmen des VNS sind solche Maßnahmen nicht möglich, da Grundeigentümer die Struktur ihrer Flächen nicht verändern wollen.
Aus landwirtschaftlicher Sicht ist die finanzielle Förderung, insbesondere auf ertragreichen Böden wie vielerorts am Niederrhein vorhanden, viel zu gering, um mögliche Erträge durch Einschränkungen im Vogelschutzgebiet zu kompensieren. Deshalb werden Angebote des VNS kaum angenommen. Abgeschlossene Verträge werden nach Auslaufen vielfach nicht verlängert.
Welche Erfolgsfaktoren gibt es im Wiesenvogelschutz?
Wiesenvogelexperten sind sich einig: Erfolgreicher Wiesenvogelschutz kann nur dann effektiv und gut sein, wenn alle Faktoren angegangen und umgesetzt werden. Hier die acht Erfolgsfaktoren:
- Offenheit: Großflächig zusammenhängendes, offenes Grünland
- Grünland: Niedrigwüchsig, lückig, artenreich
- Wasser: Hohe Frühjahrswasserstände unter Flur, flache offene Wasserstellen in Senken, Blänken
- Bewirtschaftung: Bewirtschaftungsruhe, geringe Beweidungsdichte, späte Mahd
- Prädation: Geringe Dichte an Beutegreifern
- Störungen: Keine Freizeitnutzung im Gebiet
- Management: Professionelle Gebietsbetreuung, Kontakt mit Bewirtschaftern, Monitoring, Forschung, Maßnahmen
- Nachhaltigkeit: Wiesenvogelflächen langfristig entwickeln und sichern.
Fragen zu den Maßnahmen
Warum sind Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserverhältnisse wichtig?
Die Situation von Grund- und Oberflächenwasser ist der entscheidende Faktor für erfolgreichen Wiesenvogelschutz. Heute sind die Grünländer oftmals viel zu trocken für die Lebensraumansprüche der gefährdeten Arten. Daher sollen im Projekt Maßnahmen für einen besseren Bodenwasserhaushalt durch längeres Verbleiben des Wassers im ausgehenden Winter und zeitigen Frühjahr durchgeführt werden.
Welche Maßnahmen zum Wasserstand werden durchgeführt?
Wenn ausreichend Naturschutzflächen in den Schwerpunkträumen zusammenhängend vorliegen, können Binnengräben mittels regulierbarer Staue rückgestaut werden. Vor der Bewirtschaftung der Flächen werden dann die Staue geöffnet und das Wasser herausgelassen. An besonders trockenen Stellen werden auch Flächen mittels Pumpen aktiv bewässert werden.
Vor den Eindeichungen war die Bodenoberfläche in der aktiven Auenlandschaft sehr bewegt, es gab durch die Dynamik der Hochwässer des Rheines trockenere Erhöhungen und feuchte Senken. Um diesen Zustand teilweise wieder herzustellen, sollen feuchte und zeitweise trockenfallende Senken geschaffen werden.
Welche Maßnahmen werden im Grünland durchgeführt?
Das A und O der Grünland-Maßnahmen bildet die wiesenvogelgerechte Bewirtschaftung. Das heißt, dass die Flächen zur Zeit der Reviergründung, Eier-Bebrütung und dem Führen der Jungvögel von Mitte März bis Mitte Juni nicht bewirtschaftet werden. Da es mittlerweile immer weniger beweidete Flächen gibt, soll auch das Herausbringen von Vieh gefördert werden. Bei großen zusammenhängenden Komplexen von Naturschutzflächen soll hinterher eine mosaikartige Landnutzung von Dauerweiden und zu verschiedenen Zeitpunkten gemähten Mähweiden und Wiesen eingeführt werden.
Welche weiteren Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung werden durchgeführt?
Wiesenvögel benötigen offene Landschaften mit weiter Sicht, dann fühlen sie sich sicherer vor Beutegreifern. Daher sollen im Projekt Heckenstrukturen und Gehölze aus den Kernbereichen der Wiesenvogel-Brutplätze verlegt werden.
Werden Nachbarflächen im Privateigentum von Maßnahmen zum Wasserstand negativ beeinträchtigt?
Nein. Um eine Beeinträchtigung von Flächen in der Nachbarschaft auszuschließen, werden Wasserstandsmaßnahmen nur auf zusammenhängenden Flächen im Eigentum des Naturschutzes durchgeführt. Vor dem Maßnahmenbeginn werden die Auswirkungen gründlich durch externe Gutachter untersucht und diese werden nur durchgeführt, wenn keine Beeinträchtigung von Nachbarflächen zu erwarten ist.
Warum darf der Naturschutz in geschützten Gebieten Bodenbewegungen durchführen, um z.B. Blänken anzulegen?
Die Anlage von flachen Senken oder Blänken im Projekt dient einer Lebensraumverbesserung der zu schützenden Vogelarten. Meist handelt es sich um eine Wiederherstellung eines ehemals vorhandenen und reich strukturierten Reliefs, wie es in unserer Landschaft typisch war, aber im Laufe der Intensivierung der Landnutzung immer mehr vereinheitlicht und eingeebnet wurde.
Vor der Durchführung von Maßnahmen muss die NABU-Naturschutzstation Niederrhein, wie jeder andere Akteur auch, der Maßnahmen in der freien Landschaft durchführen will, die entsprechenden Genehmigungsanträge bei den zuständigen Behörden stellen. Hierbei sind insbesondere bodenrechtliche, wasserrechtliche und Belange des Arten- und Naturschutzes zu berücksichtigen.
Was kann man gegen Gelegeverluste von Fuchs und Co. tun? Wie funktioniert Prädationsmanagement?
Es gibt mehrere Wege, die Anzahl der Beutegreifer auf einem wiesenvogelgerechten Niveau zu halten. Dazu zählen
- Einsatz von mobilen Elektrozäunen, die nur zur Brutzeit und nach dem Schlüpfen der Küken in Schwerpunkträumen erforderlich sind
- Wiedervernässung von Flächen
- Falls zusätzlich erforderlich: nachhaltige Jagd unter Berücksichtigung der Sozialstruktur der Füchse. In gefestigten Familienstrukturen bringt nur die „Revierinhaberin“ wenige Jungtiere zur Welt. Wissenschaftliche Erhebungen in Wiesenvogelgebieten zeigten zudem, dass erst zum Ende des Winters ein Abschuss nichtterrritorialer Füchse eine Wirkung zeigen kann. Füchse sind im Grünland und im Forst eigentlich Nützlinge, die im Wesentlichen Mäuse vertilgen.
Unter keinen Umständen dürfen Krähen und Greifvögel als „Randprädatoren“ verfolgt oder getötet werden. Als wildlebende Vogelarten sind sie zum einen über die Vogelschutzrichtlinie und nationales Recht geschützt, zum anderen ist ihr Anteil an der Prädation insgesamt sehr gering. Sämtliche Aktivitäten im Rahmen des Prädationsmanagements stellen nur begleitende Aktivitäten im Projekt dar.
Um erfolgreichen Wiesenvogelschutz zu betreiben, müssen alle Erfolgsfaktoren umgesetzt werden. Eine Auflistung der wichtigsten Maßnahmen finden Sie oben unter "Fragen zum Themenfeld Naturschutz und Landwirtschaft".