Maßnahmen
Um einen besseren Schutz der selten gewordenen Wiesenvögel am Niederrhein zu erreichen, sind im Rahmen des LIFE-Projektes verschiedene Maßnahmen geplant. So werden die vom NABU erworbenen Wiesen und Weiden unter Auflagen an Landwirte vor Ort verpachtet, um sie wiesenvogelgerecht zu bewirtschaften. Dazu gehören unter anderem eine Ruhe in der Bewirtschaftung von Mitte März bis Mitte Juni und der Verzicht auf Spritzmittel, Gülle und Kunstdünger. Bei dieser extensiven Nutzung entwickeln sich Pflanzenwelt und Struktur des Grünlands im Sinne der Wiesenvogelarten.
Einen ganz wesentlichen Faktor für erfolgreichen Wiesenvogelschutz stellt das Wasser dar. Um die Flächen im zeitigen Frühjahr nasser zu halten, ist der zeitweise Rückstau mit regelbaren Wehren und zum Teil eine aktive Bewässerung mit Windrädern geplant. Außerdem soll die Geländeoberfläche wieder mehr Vertiefungen aufweisen, wie es ursprünglich für Auenlebensräume typisch war. Dazu werden zeitweise Wasser führende Senken verschiedener Größe angelegt aber auch die vorhandenen Naturschutzgewässer sollen verbessert werden.
Neben den genannten Maßnahmen, die den Lebensraum der Wiesenvögel im Grünland entwickeln sollen, sind auch weitere, die Lebensräume von Wiesenvögeln verbessernde Maßnahmen geplant. Zum Schutz vor Beutegreifern benötigen Wiesenvögel einen weiten Blick in offener Landschaft. Daher sollen in den Kernbereichen einzelne Heckenabschnitte weggenommen werden, um den Offenland-Charakter zu verstärken.
So fühlen sich Wiesenvögel wohl
Die Feuchtwiesen, auf denen sich die Wiesenvögel wohl fühlen, müssen einige Bedingungen erfüllen. Wichtig sind geringe Grundwasserabstände zur Oberfläche. Das hält das Grünland feucht und macht die Böden für die Vögel „stocherfähig“. Das Grünland muss als Dauergrünland angelegt sein, damit sich eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt entwickeln kann. Ein hohes Angebot von Kräutern und Blüten, lockt Insekten und Spinnen an und nur dort ist der Tisch für die hungrigen Küken reich gedeckt. Die Altvögel achten schon bei der Wahl ihrer Reviere auf landschaftliche Aspekte. So meiden sie Waldränder und Gehölzinseln sowie Hecken, denn dort können sich für sie gefährliche Beutegreifer ansiedeln oder anpirschen – oder das Geäst als Sitzwarte nutzen, um nach Beute Ausschau zu halten. In den Kerngebieten für die brütenden Wiesenvögel sollen deshalb möglichst offene, - weitgehend gehölzfreie Feuchtwiesen und Weidelandschaften - gestaltet werden.
Wiesenvögel brauchen nasse Füße
Wasser ist der Schlüsselfaktor für die Brutgebiete unserer Wiesenvögel. Die Tiere benötigen kurzrasige Feuchtwiesen mit offenen Wasserstellen, den Blänken. Dort siedeln sich Rotschenkel, Uferschnepfe, Kiebitz und Co. nach ihrer Rückkehr aus den Überwinterungsgebieten bevorzugt an. Im feuchten, schlammigen Boden finden sie die Nahrung, die sie brauchen, um die Energie zur Eiablage zu haben.
Deshalb soll im Rahmen des Projektes das schnelle Abtrocknen der Wiesenflächen durch Rückstau über regelbare Wehre verzögert werden. Zudem schaffen feuchte Senken und flache Blänken Schlafplätze und Möglichkeiten für Gefiederpflege und zur Nahrungssuche. Kiebitze führen ihre Küken bevorzugt an die schlammigen Ufer oder in feuchte Senken mit niedriger oder fehlender Vegetation. Auf solchen Flächen können die Küken besonders gut Nahrung finden und aufnehmen. Bei den Wasserstellen kommt es darauf an, dass die Wiesenvögel einen leichten Zugang zu den Uferbereichen finden. Deshalb ist es sinnvoll und geplant, alte Blänken und Teiche von altem Aufwuchs mit Weidengebüschen und anderem zu befreien und die Ufer abzuflachen. In der Hetter und im Kranenburger Bruch werden solchen Maßnahmen schon seit einigen Jahren mit großem Erfolg durchgeführt.
Weniger hilft mehr
Wiesenvögel brüten auf feuchten Wiesen und Weiden, also Grünland. Oft werden diese Flächen von Rindern beweidet. Doch durch Mahd und Beweidung können Gelege zerstört oder Jungvögel getötet werden. Deshalb ist es wichtig, dass bei der Bewirtschaftung auf Vorkommen der Wiesenvögel Rücksicht genommen wird.
Weniger intensive Bewirtschaftung
Im Rahmen des Projektes sollen zusammen hängende Schutzflächen für Wiesenvögel in „Schwerpunkträumen“ hergestellt werden. Flächen die für Naturschutzzwecke erworben wurden und wieder an Landwirte rückverpachtet werden, müssen mit bestimmten Auflagen bewirtschaftet werden. Dazu gehört unter anderem der Verzicht auf den Einsatz von Mineraldünger und Gülle sowie der Einsatz von Spritzmitteln, denn damit würde die Vielfalt der Pflanzen und Insekten verringert. Um den Wiesenvögeln ausreichend Zeit zur Revierbildung, zur Bebrütung der Gelege und zum Aufwachsen der Jungvögel zu geben, müssen die Bewirtschafter eine Bewirtschaftungsruhe einhalten. Ab Mitte März dürfen die Wiesen und Weiden nicht mehr geschleppt und gewalzt werden und vor Mitte Juni soll nicht gemäht werden. Bei Beweidung sollen zunächst nicht mehr als zwei Rinder je Hektar aufgetrieben werden. Das soll den Verlust von Gelegen durch Viehtritt vermindern.
Insgesamt werden solche Maßnahmen, die eine geringere Intensität in der Bewirtschaftung beinhalten, Extensivierung genannt. Eine solche „extensive Bewirtschaftung“ wird als Maßnahme auf allen Flächen, die im Rahmen des Projektes erworben werden, eingeführt. Auf den bereits bestehenden Flächen der öffentlichen Hand, die zu Naturschutzzwecken erworben wurden, wird das bereits erfolgreich durchgeführt.
Weniger Ackerflächen
Darüber hinaus sollen Ackerflächen, die auch im Rahmen des Projektes erworben werden können, in Grünland umgewandelt werden. Auch dort soll dann nach Einsaat von Grünland-Saatmischungen, ebenfalls eine extensive Grünlandbewirtschaftung eingeführt werden. Stark aufgedüngte Flächen können in den ersten Jahren für den Übergang noch etwas intensiver genutzt werden, um den Überschuss an Nährstoffen im Boden möglichst rasch abzubauen.