Natur erleben
Natur mit allen Sinnen erleben – sehen – verstehen: In diesem Projekt geht es nicht nur um Flächenerwerb und Projektmaßnahmen. Wir möchten auch Sie teilhaben lassen an diesem Naturschutzprojekt.
Dazu werden weitgehend barrierefreie Beobachtungspunkte errichtet, von denen aus man gut getarnt auf die Wiesen der Düffel blicken und das Naturschauspiel genießen kann. Jeden Tag wird es etwas Neues zu sehen geben. Sei es ein Rotschenkel, der mit seinen orangeroten Beinen am Ufer einer Senke entlang watet, im Schlepptau drei, nein vier frisch geschlüpfte Küken. Oder die Bekassine die mit ihren meckernden Rufen ihr einzigartiges Balzritual zum Besten gibt, das laute Zirpen der Heuschrecken, die Flugmanöver der Libellen oder einfach nur der Duft des Blütenmeeres. Sie erhalten einen Einblick in den Jahresablauf in der Natur und finden einen ruhigen Ort zum Innehalten.
Auf bunten Informationstafeln stellen wir Ihnen das Gebiet und die zu beobachtenden Arten vor. Themen wie Landwirtschaft und Naturschutz, Wiesenvögel und Feuchtwiesen werden darauf anschaulich wiedergegeben.
Vielgestaltige Exkursionsangebote, ob mit dem Fahrrad oder zu Fuß, in der Morgendämmerung im Herbst oder bei den letzten Sonnenstrahlen in den Sommermonaten, lassen interessierte Besucher, ob jung oder alt, mit allen Sinnen die Natur erleben. Zum Veranstaltungsangebot
Mit dem LIFE-Projekt „Grünland für Wiesenvögel“ in die Natur am Niederrhein. Wir nehmen Sie mit.
Naturschutzgebiet Düffel
Zu den von der NABU-Naturschutzstation Niederrhein betreuten Gebieten zählt auch das für das Projekt wichtige Naturschutzgebiet "Düffel, Kellener Altrhein und Flussmarschen". Hier liegen einige so genannte Schwerpunkträume für Maßnahmen zur Verbesserung von Wiesenvogel-Lebensräumen. In diesem Projekt sollen daher einige dieser im Maßnahmenkonzept des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) vorgeschlagenen Lebensraumverbesserungen umgesetzt werden.
Als Düffel wird das linksrheinische Niederungsgebiet zwischen Kleve und Nijmegen bezeichnet. Es umfasst grenzüberschreitend eine Fläche von über 10.000 Hektar. Im Osten wird es vom Griethauser Altrhein, der an den Orten Rindern, Düffelward und Keeken vorbeiführt, und im Norden durch den Rhein bzw. die Waal begrenzt. Im Süden endet die Düffel an der Stauchendmoräne eines eiszeitlichen Gletschers. Der deutsche Teil des Naturraums Düffel umfasst etwa 6.000 Hektar. Innerhalb dessen wurde im Jahr 1987 eine Fläche von 3.800 Hektar als Naturschutzgebiet "Düffel, Kellener Altrhein und Flussmarschen" ausgewiesen. Die Naturschutzgebiets-Verordnung wurde 2005 neu aufgelegt, es haben sich aber keine wesentlichen Veränderungen bei den Schutzzielen ergeben.
Schwerpunkträume für Maßnahmen
Es gibt in der Düffel drei Bereiche in denen noch bedeutende Wiesenvogelvorkommen zu finden sind. Diese wurden alle vom LANUV im Maßnahmenkonzept als Schwerpunkträume beschrieben. Sie sind auf der folgenden Karte zu sehen und werden im weiteren Text am Beispiel der Uferschnepfe vorgestellt.
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Teilgebiet Leegebruch/Südbereich
Dieser südliche Teil des Naturschutzgebiets Düffel liegt zwischen Kranenburg und der Ortslage Kleyen. Das Gebiet wird nach Norden durch die B9neu, nach Süden durch die Hauptstraße zwischen Kranenburg und Wyler und nach Osten durch die B504 begrenzt. Die Tiggelstraße durchschneidet das Gebiet im östlichen Teil. Das Leege- und das Reyerbruch gehören zur Randsenke der ehemaligen Rheinaue, die nördlich an die Stauchendmoräne angrenzt und von dieser z.T. mit Hangquellwasser versorgt wird. Aufgrund der tiefen Höhenlagen des Geländes und der guten Wasserversorgung durch die Endmoräne herrschen im Bereich verhältnismäßig hohe Grundwasserstände vor.
In den letzten zehn bis zwanzig Jahren hat sich das Leegebruch, zusammen mit dem angrenzenden Reyerbruch, zum aktuell wichtigsten Wiesenbrütervorkommen in der Düffel entwickelt. Im Jahr 1978 wurden hier noch keine Uferschnepfen, aber zwei Brachvogel- und ein Rotschenkelrevier festgestellt. Ende der 1990er Jahre hatten sich drei Uferschnepfenpaare angesiedelt, der Bestand des Großen Brachvogels war auf drei gestiegen und vom Rotschenkel wurde kein einziges Revier im gesamten Naturschutzgebiet Düffel erfasst. Zu Beginn der 2010er Jahre kommen hier sieben bis 16 Uferschnepfen-Reviere, mit zwei bis zwölf Rotschenkelpaaren der einzige Bestand im Naturschutzgebiet sowie ein Revierbestand von drei bis fünf Paaren des Großen Brachvogels vor.
Teilgebiet Kleyen
Dieses unzerschnittene und störungsarme Teilgebiet liegt im Zentrum der Düffel zwischen der Ortslage Kleyen und Niel. Es wird nach Süden und Westen von der Bossewässerung, nach Norden von der Zyfflicher Straße und nach Osten von der Kranenburger Straße begrenzt. Dieses Teilgebiet liegt relativ niedrig und weist lehmig-tonige Auenböden auf. In den 1970er Jahren kamen hier noch 14 Uferschnepfenpaare vor. Seit der Naturschutzgebietsausweisung in den 1980er Jahren begann das Land NRW mit dem schwerpunktmäßigen Ankauf von Naturschutzflächen in diesem Bereich. Im Jahr 2012 existierten hier 67 Hektar landeseigene Flächen, die seit 1997 von der NABU-Naturschutzstation Niederrhein im Auftrag des Landes naturschutzfachlich betreut werden. Bei der Erfassung zu Beginn er 2010er Jahre wurden in den Kleyen noch vier bis sechs Uferschnepfenreviere ermittelt. Der Bestandsrückgang innerhalb der etwa dreißig Jahre ist vermutlich auf verstärkte Entwässerung und die damit verbundene Grundwasserabsenkung zurückzuführen. Dem kann nur entgegengewirkt werden, indem im LIFE-Projekt die Naturschutzflächen zusammengeführt und Grabenaufstaue innerhalb des Naturschutzbesitzes vorgenommen werden. Dieses Teilgebiet weist aktuell den größten Bestand des Großen Brachvogels (2010-12: sechs bis acht Reviere) im Naturschutzgebiet Düffel und die höchste Brutdichte der Art im gesamten Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein auf.
Teilgebiet Niel - Grüner Weg
Dieser wichtige Wiesenbrüterbereich liegt nordwestlich von Niel. Das Teilgebiet wird nach Norden vom Grünen Weg, nach Westen von der Millinger Straße, nach Süden von der Nieler Straße und nach Osten von einer größeren Wässerung begrenzt. In diesem Bereich liegen gut 13 Hektar landeseigener Naturschutzflächen, im Jahr 2009 wurde im Rahmen der Schutzgebietsbetreuung eine Senke für den Wiesenbrüterschutz angelegt. Zu Beginn der 2010er Jahre kommen im Teilgebiet sechs bis acht Uferschnepfenreviere sowie zwei bis drei des Großen Brachvogels vor.
EU-Vogelschutzgebiet "Unterer Niederrhein"
Als sich in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre zeigte, dass die Bestände verschiedener Vogelarten stark zurückgingen, versuchten Behörden und Naturschutzverbände, dem Artenverlust am Niederrhein entgegenzuwirken.
So wurde in den 1980er Jahren die gesamte aktuelle Rheinaue und Teile der ehemaligen Aue zwischen Duisburg und Kranenburg als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung gemäß RAMSAR- Konvention (benannt nach der Tagungs-Stadt im Iran) und als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Als Vogelschutzgebiet gehört der „Untere Niederrhein“ zum europaweiten Schutzgebiets-Netzwerk NATURA 2000 der Europäischen Union.
Trotz der frühen Benennung des Gebiets wurde in den nachfolgenden Jahrzehnten zu wenig für den konkreten Schutz der wichtigen Vogelarten getan. Der Bestandsrückgang setzte sich leider massiv fort. Daher startete die EU-Kommission in den 2000er Jahren ein Beschwerdeverfahren gegen das Land NRW, das sich zu wenig um den Schutz des Niederrheins gekümmert haben soll. Das Verfahren wurde schließlich mit einem Kompromiss eingestellt: Das Vogelschutzgebiet wurde etwas vergrößert und das Land verpflichtete sich zur Aufstellung und Umsetzung eines Maßnahmenkonzepts für das Gebiet. Heute umfasst das Gebiet eine Größe von ca. 25.000 Hektar und zählt zu den größten Schutzgebieten Nordrhein-Westfalens. Die NABU Naturschutzstation Niederrhein betreut seit mehr als 20 Jahren mehrere Naturschutzgebiete im Vogelschutzgebiet „Unterer Niederrhein“. Dazu zählt auch das für das Projekt wichtige Naturschutzgebiet "Düffel, Kellener Altrhein und Flussmarschen".
Bedeutung für Wert gebende Vogelarten
Sei es als Brutgebiet für die Uferschnepfe, Wachtelkönig, Trauer- oder Flussseeschwalbe oder als Rastgebiet für arktische Wildgänse und Entenarten; der Niederrhein hat eine wichtige bundes- und landesweite Bedeutung für den Bestandserhalt verschiedener Brut- und Rastvogelarten.
Im Vogelschutzgebiet „Unterer Niederrhein“ brüten vier Fünftel des landesweiten Bestandes der Flussseeschwalbe, sowie die einzige Kolonie der Trauerseeschwalbe in Nordrhein-Westfalen.
Die unterschiedlichen Landschaftselemente bieten vielen verschiedenen Vogelarten einen geeigneten Lebensraum: Flussregenpfeifer und Uferschwalben fühlen sich an steilen Uferabbrüchen und heutzutage vermehrt in den Kiesgruben wohl. Rotschenkel, Großer Brachvogel und Wachtelkönig besitzen bedeutende Vorkommen in den Feuchtwiesen. Heckensäume, Kopfbäume und Streuobstwiesen bieten der Hohltaube und dem Steinkauz optimale Lebensbedingungen. Besonders für letzteren sind die Bestände von überregionaler Bedeutung.
In der kalten Jahreszeit überwintern zwischen 140.000 bis 180.000 Bläss-, Saat- und Weißwangengänse am Niederrhein. Hinzu kommen tausende Graugänse und Pfeifenten als auch die hier selten beobachteten Arten Ringel-, Rothals-, Kurzschnabel- und Zwerggans.
Trotz alledem zeigen 40 Prozent der wichtigen Brutvogelarten seit der Ausweisung des Vogelschutzgebietes 1983 eine abnehmende Tendenz. Besonders schwerwiegend sind die Bestandsrückgänge bei Wiesenwatvögeln wie Uferschnepfe und Bekassine. Die Zahl der rastenden Kiebitze ist von den 1990er Jahren von 100.000 Individuen bis auf aktuell 20.000 gesunken. Auch andere Arten wie Kampfläufer, Bruchwasserläufer oder Dunkler Wasserläufer verzeichnen sinkende Bestandszahlen.
Doch auch positive Entwicklungen lassen sich verzeichnen: Die Brutbestände des Weißstorchs, des Großen Brachvogels, der Flussseeschwalbe und des Blaukehlchens sind dank der Schutzbemühungen gestiegen. Das zeigt, dass Naturschutzmaßnahmen greifen und diese positive Auswirkungen auf die Artenvielfalt haben können.
Niederrhein
Der Niederrhein liegt im Nordwesten von Nordrhein-Westfalen entlang des letzten Flussabschnitts, den der Rhein durch Deutschland fließt. Das Gebiet „Unterer Niederrhein“ erstreckt sich von Duisburg entlang des Rheins durch die Kreise Wesel und Kleve bis zur niederländischen Grenze. Das heutige Landschaftsbild wird von bäuerlicher Kulturlandschaft mit Wiesen und Weiden, Äckern, Hecken und Kopfweiden bestimmt. Die ehemals für Flusslandschaften typischen Auenwälder im Überschwemmungsbereich sind heute sehr selten geworden. Auch naturnahe Gewässer gibt es weniger als zu den Zeiten, als der Rhein noch regelmäßig über die Ufer trat. Trotzdem gibt es noch einige Altarme in ehemaligen Flussbetten und artenreiche Stillgewässer. Darüber hinaus gibt es immer mehr bei der Kiesgewinnung entstandene, künstliche Baggerseen.
Die am Niederrhein heimischen Vogelarten der Feuchtwiesen sind von verschiedenen Entwicklungen in der Landschaft bedroht. Zum einen wirkt die Intensivierung der grünlandgebundenen Landwirtschaft. Immer weniger Milchvieh gelangt auf die Weiden, die Wiesen werden immer früher und häufiger gemäht. Schließlich droht die dauerhafte Umwandlung von Grünland in Acker. Zum anderen werden die Feuchtwiesen durch systematische Entwässerung mit Gräben und Drainagen immer trockener. Die stetige Eintiefung des Rheinbettes und damit verbundene Grundwasserabsenkungen tun ein Übriges. Auch andere Landnutzungen wie Jagd und Angeln oder Freizeitaktivitäten gefährden als menschliche Störungen verschiedene Vogelarten.